Die Design-Falle
Ich bin Designerin. Und ich bin mit meinem ersten Business grandios gescheitert.
Warum? Weil ich dachte, professionelles Design wäre alles.
Ich wollte professionell wirken. Kompetent. Begehrenswert.
Ich hatte Wochen damit zugebracht, alles zu perfektionieren.
Ein schickes Logo, eine stylische Website, ein glänzendes Farbset, einfach alles.
Denn ich wollte, dass man sofort sieht, dass ich’s drauf habe. Dass ich professionell bin. Ich wollte anerkannt werden. Ernst genommen. Gebucht.
Was ich stattdessen tat: Ich versteckte mich hinter meinem Design.
Denn ich hatte keinen Fokus. Keine Klarheit.
Und statt Beziehungen aufzubauen, habe ich eine Fassade gebaut.
Das Ergebnis war ein schönes Design (ich trau mich gar nicht mehr, das Branding zu nennen). Und keine Kund:innen.
Heute weiß ich: Zu viel Design am Anfang sieht vielleicht gut aus.
Aber ohne strategische Basis trägt es Dich nicht. Nicht zu echten Anfragen. Nicht zu Umsatz. Und auch nicht zu einem stimmigen Business.
Wie viel Design ist wirklich nötig?
Die schlichte Antwort: Weniger, als Du denkst. Dafür bewusster, als Du ahnst.
Branding am Anfang heißt nicht Hochglanz.
Sondern Klarheit darüber, wer Du bist.
- Wer willst Du als Marke sein?
- Für wen tust Du, was Du tust?
- Und welche Gefühle willst Du auslösen?
Wenn Du das weißt, entsteht kein „perfekter Look“, sondern etwas viel Wertvolleres: Deine Minimum Lovable Brand.
Eine Markenbasis, die sich nach Dir anfühlt. Die klar, konsistent und so stimmig ist, dass Du Dich stolz zeigst. Und Deine Zielgruppe Dich sofort erkennt.
Minimum Lovable Brand bedeutet:
- 2–3 Farben, die Dich und Deine Botschaft tragen
- 1–2 gut lesbare, wiedererkennbare Schriften
- Vielleicht ein Logo, muss aber nicht
- Und vor allem: Konsistenz in allem, was Du zeigst
Nicht perfekt. Dafür echt. Und liebenswert.
Das reicht schon. Mehr brauchst zu am Anfang nicht.
Branding ist ein Eisberg
Viele denken bei Marken nur an den sichtbaren Teil: durchgestylte Logos, schicke Insta-Feeds oder fancy Websites. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Was wirklich zählt, liegt darunter.
Gutes Branding für Selbstständige ist viel mehr: Dein Warum, Deine Geschichte, Positionierung. Deine Haltung liegt unter der Oberfläche. Das ist die Tiefe, die Deiner Marke Auftrieb gibt.
Ohne Tiefe kein Auftrieb.
Und ohne Strategie kein Wiedererkennungswert.
Bei gutem Branding schimmert Deine Markenkern durch: In jedem einzelnen Post, jeder Email, bei jedem Gespräch wird deutlich, das bist Du. Subtil, und gleichzeitig kraftvoll.
Das baut Vertrauen auf. Und verkauft.
Und das Beste daran: Wenn diese Basis einmal steht, wird Design auf einmal leicht. Die Farben, die Bilder, die Typo, einfach alles fügt sich fast von selbst. Weil alles auf Dich einzahlt.
Farbwahl für Deine Marke: Emotion oder Strategie?
Farben im Branding sind keine Deko. Sie sind Stimmung. Haltung. Einladung.
Und sie wirken. Immer.
Es gibt viele Möglichkeiten, Deine Markenfarben zu definieren. Je nachdem, was Du mit diesen Aussagen möchtest. Ikea nutzt beispielsweise die schwedischen Landesfarben. Die Telekom will sich von anderen Telekommunikationsanbietern unterscheiden…
Viele wählen ihre Lieblingsfarbe. Ist ja auch naheliegend.
Ich liebe zum Beispiel dunkles Beerenlila. Ein Ton, der mich erdet. Ruhig und tief.
Für meine Marke habe ich mich für ein leuchtendes Pink entschieden. Mutig. Laut. Unübersehbar. Das trägt meine Botschaft. Und fordert mich gleichzeitig heraus.
Farben müssen nicht gefallen. Sie müssen wirken.
💡 Frage Dich: Welche Farbe trägt Dich und Deine Message? Brauchst Du eher einen Ruhepol oder einen Paukenschlag?
Farbpsychologie kann Dir helfen, Deine Werte sichtbar zu machen. Ohne Worte. Und trotzdem glasklar.
Also ja, Du kannst Deine Lieblingsfarbe für Dein Branding verwenden. Frage Dich nur vorher, was diese Farbe bedeutet. Für Dich und für andere. Schau gern in meinem Artikel über Farbwahl (https://sascia-wegner.de/blog-design/branding-farbe/) nach, welche Wirkung Deine künftige Brandingfarbe hat.
Und triff eine bewusste Entscheidung.
Zielgruppe & Wirkung: Design ist Beziehung
Branding funktioniert nur dann, wenn Du weißt, für wen Du sichtbar wirst.
Viele Gründerinnen haben das Bedürfnis, es allen recht zu machen. Das ist der sicherste Weg, in der Masse unterzugehen.
Wer allen gefallen will, berührt niemanden.
Aber: Wenn Du allen gefallen willst, wirst Du austauschbar. Du wirst zum Vanilleeis: Für jeden ok, aber selten die erste Wahl. Sei lieber Pistazie. Oder Zitronen-Sorbet. Sei mutig Du. Und riskiere, dass einige die Nase rümpfen. Nur dann werden manche Dich wirklich lieben.
Mit meinem Pink ist es genauso. Manche rollen die Augen. Andere feiern es. Und genau das will ich. Denn:
Lieber polarisieren, als alle zu langweilen.
Die Perfektionismus-Falle und wie du sie vermeidest
Wenn du Branding-Fehler vermeiden willst, fang nicht mit Perfektion an, sondern mit Echtheit.
Wenn Du auf den perfekten Auftritt wartest, wartest Du für immer.
Vielleicht kennst Du das Gefühl:
Du willst sichtbar werden. Aber erst, wenn alles steht.
Wenn es gut aussieht. Wenn es professionell wirkt. Wenn es … perfekt ist.
Ich war dort. Ich hab mich festgebissen im Detail. Im Logo. In der Schrift. In der Frage, ob das Pink zu laut ist.
Doch unperfekte Klarheit bringt Dich weiter als perfektes Zögern.
Menschen kaufen nicht, weil Dein Design perfekt ist.
Sondern, weil sie spüren: Hier bin ich richtig.
Gerade bei Dienstleistungen, bei persönlichen Marken, bei Coaches, Kreativen, Berater:innen, … Da zählt nicht der Look, sondern die Verbindung.
Einzigartig ist besser als perfekt.
Zeig Dich. Mit allem, was Du bist.
Wenn Du echt bleibst, passen die Einzelteile Deines Auftritts (fast) automatisch zusammen.
Diese Konsistenz ist Dein wichtigstes Asset in Deinem Branding-Koffer.
Konsistenz ist kein Design-Trick.
Konsistenz ist ein Zeichen von Vertrauen.
Branding ist keine Kür. Es ist Fundament.
Viele halten Design für ein “Nice-to-have”.
Andere nutzen es als Ausrede: „Ich bin noch nicht so weit…“
Beides ist fatal.
Denn ohne strategisches Design fehlt Deinem Angebot die Stimme.
Und wenn Du erst gar nicht sprichst, kann Dich auch niemand hören.
Design soll Dir helfen, Dich zu zeigen. Es ist weder Tüttelkram noch Selbstzweck. Sondern einfach ein wertvolles Werkzeug.
Nutze es.
Damit Deine Marke wirkt. Für Dich. Und für Andere.
Und wenn Du gerade feststeckst, frag Dich: Hänge ich an meiner Klarheit? Oder an meinem Mut?
Deine Sascia
Die Brand Fetischistin 🩷🔥